Donnerstag, 21. Mai 2015

In unserer Futterkrippe lauert Gefahr

Heute geht es wieder einmal um mein Lieblingsthema, die Ernährung. Ihr kennt ja die zahllosen Futtermittel, mit denen die Pferdebedarfs-Industrie jedes Jahr Millionen verdient. Müsli mit Kräuter und ohne, mit Bananenschnipseln oder Rote Bete-Geschmack, mit Hafer oder ohne, für kauträge Senioren und wachsende Fohlen, für schlanke Traber und ewig hungrige Ponies, für Kollegen, die viel, wenig oder gar nicht arbeiten, für Fußkranke und Darmgestörte.

Ganz ehrlich, nicht nur den Zweibeinern schwirrt da der Kopf. Und wir können nur sagen: Halt, Stopp! Alles auf Null und mal kurz nachgedacht. Es wäre wirklich nicht das Schlechteste, wenn sich der Mensch wieder einmal in Erinnerung ruft, dass wir äußerst genügsame Wesen sind. Wenn für irgendjemanden der Satz gilt „Weniger ist mehr“ - dann für uns. Heu (ad libitum), Kräuter, Stroh, ein Salzleckstein und bei Bedarf (aber wirklich nur dann!) Hafer als Kraftfutter, dazu naturbelassene Vitamine und Mineralien. Und das alles von bester Qualität. Alles andere ist überflüssig.

Dennoch werden wir tagein tagaus mit Müslis gefüttert, die mit chemischen Zusätzen angereichert wurden. Uns macht das zu Dauer-Patienten beim Tierarzt. Denn die Beimischung mit synthetischen Vitaminen und Mineralstoffen gehört wohl zu den größten Fehlentwicklungen in der Pferdefütterung, die bei uns die nachhaltigsten Schäden hinterlassen. All die künstlichen Substanzen wirken sich sehr negativ auf unsere Gesundheit aus. Das gilt auch für die so gerne zugesetzte Melasse, die keinerlei Nährwert hat, sondern appetitanregend wirken soll und doch nur dazu führt, dass unsere Darmflora gravierend gestört wird, wegen des hohen Zuckergehaltes und der schädlichen Keime. Aufgrund der schnellen Verderblichkeit der Melasse werden zur Konservierung unter anderem Zitronen- und Propionsäure zugesetzt. Also noch mehr künstliche Stoffe. Folgeerkrankungen sind programmiert. Aber die Auswirkungen sind nicht immer sofort erkennbar. Und wenn Probleme auftreten, werden sie nur selten mit der Fütterung in Verbindung gebracht. Dann wird herumtherapiert, ohne an die eigentliche Ursache heranzukommen. Und wir werden zusehends kränker.




Sieht auf den ersten Blick ganz lecker aus, das Müsli. 
Die synthetischen Zusatzstoffe
 darin sind allerdings eine 
tickende Zeitbombe.

 

 

 

 

 Chemie verändert die Erbsubstanz


Aus der Molekular- und Zellbiologie ist schon länger bekannt, dass synthetische Zusätze die Erbsubstanz verändern und diese Veränderung logischerweise weitervererbt wird. Das gilt für Mensch und Tier gleichermaßen. Dass diese künstlich hergestellten Substanzen für den Menschen schädlich sind, ist hinlänglich bekannt. Dass auch wir sie nicht verwerten können, ist ebenfalls längst kein Geheimnis mehr. Warum also wird uns dieses Zeug immer noch gefüttert? Gut, ich weiß, damit die Futtermittelindustrie nicht in die Insolvenz getrieben wird. Das kann jedoch nicht auf unsere Kosten gehen. Da müssten die sich etwas anderes einfallen lassen. Aber das ist nun ein ganz anders Thema.

Künstlich produzierte Stoffe führen im pferdischen Organismus ein höchst gefährliches Eigenleben:

1. Der gesamte Stoffwechsel wird auf unkontrollierbare Weise manipuliert, mit negativen Auswirkungen auf das Immunsystem, das a) nicht mehr richtig reagieren und daher Krankheiten begünstigt und b) überreagiert und allergische Reaktionen auslöst. Das Wobbler-Syndrom etwa wird auf eine Wachstumsstörung der Halswirbel zurückgeführt, die durch die Verfütterung chemisch angereicherter Futtermittel entsteht. Entmineralisierung durch künstliche Minerale. Auch chronische Erkrankungen werden vermehrt in Zusammenhang mit synthetischen Futtermitteln gebracht, da unser Organismus diese Stoffe weder verwerten, noch komplett ausscheiden kann, und auf diese Weise gezwungen ist, ein regelrechtes Giftdepot anzulegen.

2. Synthetische Vitamine greifen in den Hormonstoffwechsel ein und können sowohl hormonelle, als auch eine pseudohormonelle Wirkung auslösen. Klassisches Beispiel ist das Vitamin A, als Provitamin und Vorstufe von Betacarotin bekannt. Betacarotin kann die Rosse der Stute beeinflussen. Denn das Provitamin reguliert unter anderem die Ausschüttung des Gelbkörperhormons in den Eierstöcken. Ein Mangel führt zu Zyklusstörungen, ein Überschuss zu verstärktem Auftreten der Rosse. Eine Überdosierung von Vitamin A wird zudem als Auslöser von Ekzemen diskutiert. Beim Vitamin E gibt es Hinweise, dass es die Fruchtbarkeit von Stuten beeinflusst. Ein Mangel an Vitamin E ist übrigens bei Weide- und Heufütterung ohnehin ausgeschlossen. Vitamin D wiederum bestimmt den Kalzium/Phosphorstoffwechsel. Zuviel von diesem Vitamin führt zu einer Entgleisung des Knochenstoffwechsels, zu chronischen Gefäß- und Nierenverkalkungen. Eine sehr hohe Dosierung kann sogar tödlich sein. Zumal Vitamin D überhaupt nicht substituiert werden muss, da unser Körper (wie auch beim Menschen) dieses Vitamin durch die Sonneneinstrahlung selbst bildet. Auch kennt die medizinische Literatur keinen Vitamin D-Mangel bei Pferden. Derartige Zusätze unterliegen also der freihändigen Entscheidung von Futtermittelherstellern. Denen stehen zwar Ernährungsberater zur Seite, deren Objektivität man jedoch in Zweifel ziehen darf.

3. Ähnlich sieht es bei der Mineralstoffanreicherung aus, die als wilde Mischung in Müsli und Co. auftaucht. Viele Zweibeiner legen großen Wert darauf, dass ausreichend Magnesium zugefüttert wird, um die Schreckhaftigkeit ihrer Pferde zu verringern. Da ist jedoch der Wunsch der Vater des Gedanken. Zwar benötigt das Pferd (wie der Mensch) Magnesium und reagiert bei einem Mangel mit Stressreaktionen, die der Zweibeiner fälschlicherweise als Ängstlichkeit interpretiert. Fakt ist: Magnesium ist ein wichtiges Mineral, das den Herzmuskel schützt, indem es die Aufnahme von Kalzium kontrolliert. Zu einer Unterdosierung kommt es, wenn im Kraftfutter ein Kalziumüberschuss vorhanden ist, was fast immer zutrifft. Denn über die richtige Mischung von Magnesium und Kalzium macht sich offensichtlich auch niemand Gedanken. Magnesium wird nur minimal zugesetzt. Da Kalzium aber ein Magnesiumräuber ist, holt er sich das bißchen, das vorhanden ist und löst damit einen Magnesiummangel aus. Es nützt also auch nichts, Futter mit einem höheren Magnesiumgehalt zu kaufen, solange Kalzium die Übermacht hat. Das richtige Verhältnis wäre hier 3:1 (drei Teile Magnesium, ein Teil Kalzium). Auch Spurenelemente wie Kupfer, Mangan, Eisen oder Zink werden in ihrer Aufnahme durch Kalzium behindert.

4. Ein sehr spezieller Fall liegt beim Spurenelement Selen vor. Für Mensch und Tier ist es gleichermaßen wichtig für das Immunsystem und den Abbau von Stoffwechselzwischenprodukten, die bei der Muskelarbeit entstehen. Ein Mangel an Selen führt zu ernährungsbedingter Muskeldegeneration, ein Überschuss im schlimmsten Fall zum Tod, da dieses Spurenelement sehr giftig ist. Seit einigen Jahren ist Selen allerdings richtiggehend in Mode gekommen. Ein Schelm, der dabei an Finanzzuwächse in der Futtermittelbranche denkt. Haben die ganzen Selenbeigaben im Futter uns gesünder gemacht? Im Gegenteil. Es wurden weitere Probleme produziert, die wiederum mit anderen Pülverchen und Medikamenten bekämpft werden.

Wieso merkt niemand etwas?


Merkt denn da niemand etwas? Und stellt sich keiner die Frage, wie früher unsere Brüder und Schwestern ohne Selenzufütterung überlebt haben, und dabei harte Feldarbeit leisten oder gar in den Krieg ziehen mussten? Auf die einfachste Lösung kommen die wenigsten: Dass es am Futter liegt. Denn genau das ist es, was sich über Jahrzehnte hinweg gravierend verändert hat. Weg von natürlicher Fütterung, hin zu einem chemischen Mischmasch. Im Klartext heißt das: Auch wenn ein Pferd früher einen niedrigeren Selenwert hatte, konnte das mit dem pferdegerechten Futter offenbar wieder ausgeglichen werden. Heute, wo nur einseitige Gräser, statt vielfältiger Kräuter wachsen, wo statt gutem Hafer synthetische Müsli gegeben werden, wo chemisch aufbereitete Pülverchen und Mixturen in den Futtertrögen landen, ist das Pferd nicht mehr in der Lage, einen kleinen Selenmangel zu kompensieren. Anstatt aber nun auf eine pferdegerechte Ernährung umzustellen, greift der Mensch zur Selensubstitution. Warum? Weil es der Tierarzt empfiehlt, dem es von seinem Pharmareferenten ans Herz gelegt wurde. Beide haben wenig bis kein Interesse an der Pferdefütterung (oft genug auch keine Ahnung) und sind nur an einer klingenden Kasse interessiert. Klingt schlimm? Ist es auch. Es ist hinlänglich bekannt, dass die Verflechtungen von Veterinären und der Pharmaindustrie die der Humanmedizin bei weitem übersteigen.

Und unsere Zweibeiner? Die meinen es gut und verlassen sich auf den Tierarzt. Außerdem ist es einfach. Ein Pülverchen hier, ein Pülverchen da und schon ist das Problem gelöst. Wenn es denn nur so wäre. Allein schon bei der Dosierung von Selen scheiden sich die Geister. Zwei Milligramm pro Tag sagen die Experten. Aber ab zwei Milligramm, so ist von Ernährungswissenschaftlern zu hören, werden bereits chronische Vergiftungserscheinungen bei Großpferden nachgewiesen. Da kommt man schon mal ins Grübeln. Als Mensch, und als Pferd sowieso. Und wer sich dann noch die Mühe macht, verschiedene Laborergebnisse zu vergleichen, kann ohnehin nur noch die Mähne schütteln. Als Normalwerte im Blut werden 80 bis 150 Mikrogramm Selen angegeben. Ein anderes Labor meint aber 28 bis 133 seien völlig in Ordnung, ein drittes siedelt die Normalwerte zwischen 140 und 250 an und ein viertes bei 50 bis 150. Wer mag wohl diese Werte so hübsch freihändig festgelegt haben? Was davon zu halten ist, lässt sich mit einem Wort beschreiben: Nichts! Und mit zwei Worten ist die Lösung aus dem Dilemma aufgezeigt: Pferdegerechtes Futter. Selbst pharmaunabhängige Ernährungsexperten geben zu, dass die zusätzliche Gabe von Mineralstoffen wissenschaftlich noch nicht en detail geklärt ist. Das heißt: Keiner weiß nichts, aber alle empfehlen fröhlich herum.







Kräuter sind das beste, was der Mensch uns anbieten kann. Immer wieder neue Mischungen, so wie es die Jahreszeit vorgibt.

 

 

 

 

 

 

Heu und Kräuter

 

Wie sieht pferdegerechte Ernährung also aus? Als erstes weg mit dem ganzen synthetischen Giftzeug. Gutes Heu zur freien Verfügung (in Heunetzen) Stroh zum Knabbern, Salzleckstein, ein wenig Hafer. Vitamine und Mineralien, aber bitte natürlich gebundene, in Form von Kräutern und Muschelkalk. Es ist empfehlenswert, die Kräuter jahreszeitlich abzustimmen. Im Frühjahr wachsen andere, als im Herbst. Und wenn es irgendwie möglich ist, verschafft uns die Chance, zumindest an ein paar Sträuchern zu knabbern, wenn es schon keine Kräuterwiesen mehr gibt. Wie wäre es mit ein paar Heckenrosen auf dem Paddock (oder Weide), wegen der Hagebutten. Die sind mit ihrem vielen Vitamin C hochgesund und außerdem wurmaustreibend. Auch Brombeere, Holunder, Esche, Schlehe, Weißdorn, Hasel und Vogelkirsche nehmen wir gerne zwischen die Zähne.

Ob ein Nährstoffmangel vorliegt, wird den meisten Pferdebesitzern in der Regel nicht entgehen, wenn sie auf äußere Anzeichen achten: Glänzt das Fell, ist das Auge klar und wach, gibt es Veränderungen im Temperament? Einmal im Jahr empfiehlt sich ein Blutbild, vor allem bei älteren Pferden, auch wenn die Ergebnisse (siehe Selen) mit großer Vorsicht zu genießen sind. Sollten sich wirklich Mangelerscheinungen zeigen, nicht zu künstlichen Mitteln greifen, sondern gesunde Alternativen suchen, die sich mit Kräutern meist ganz einfach finden lassen.

Und wenn wir schon mal dabei sind, nehme ich mir jetzt auch noch ein paar Obst- und Kohlsorten vor, die uns verfüttert werden und die - ich muss es gestehen - wir auch zu und zu gerne verdrücken: Bananen (wobei ich die persönlich absolut nicht mag), Karotten (hhmm, lecker), Äpfel (himmlisch), Birnen (auch nicht schlecht) und Rote Bete (sehr gerne). Bananen sind für uns allerdings gar nicht so bekömmlich, wahrscheinlich kommt daher meine intuitive Abneigung. Jedenfalls nicht mehr als eine pro Monat anbieten, da sie Kalium enthalten, was wir nicht gut verstoffwechseln können. Karotten sind wirklich schmackhaft, aber auch nicht ungefährlich, weil sie sehr nitrathaltig sind, insbesondere die beliebten Futtermöhren. Besser sind Biomöhren, da diese einen bestimmten Nitratgehalt nicht übersteigen dürfen. Davon aber auch nicht mehr als zwei Kilo pro Tag. Denn eine zu große Menge kann zu Durchfall oder Kotwasser führen. Der hohe Nitratgehalt trifft auch auf die Rote Bete zu. Davon also auch nicht mehr als zwei Kilo pro Tag. Äpfel sind echte Leckerbissen. Wir haben zwei eigene Apfelbäume auf dem Paddock und sind daher nicht auf die Spendierfreudigkeit unserer Zweibeiner angewiesen. Aber solange unsere noch nicht reif sind, bringen sie uns immer mal wieder welche mit. Äpfel übersäuern allerdings schnell den Organismus. Mehr als zwei pro Tag sind daher nicht zu empfehlen. Birnen schmecken auch prima, aber die gären im Magen nach und können Koliken verursachen. Einmal wöchentlich eine Birne muss reichen und wenn´s gar keine gibt, ist auch gut. Es ist übrigens ein Ammenmärchen, dass wir mit Obst unseren Vitamin-Bedarf im Winter decken könnten. Dazu müssten wir tonnenweise davon verzehren. Wir decken unseren Vitaminbedarf über Grünfutter, Heu und Kräuter.

Ach, eins noch zum Schluss: Karotten und Äpfel zermalmen wir mit unseren Zähnen anders als Hafer. Darum sind Zwei-Gänge-Menüs sinnvoll, um hastigem Essen und Schlundverstopfung vorzubeugen. Als ersten Gang kann man uns gerne den Hafer mit ein paar Kräutern servieren. Als zweiten Gang ein paar Karotten oder Rote Bete, und als krönenden Abschluss im dritten Gang vielleicht noch einen Apfel? Ich mein ja nur...

Bei dieser ganzen Abhandlung übers Essen habe ich jetzt einen Bärenhunger gekriegt, und muss dringend auf die Weide. Meine Freunde scharren auch schon ganz ungeduldig mit den Hufen.

Mittwoch, 18. März 2015

Hier ist der Wurm drin

Die Weidezeit rückt näher. Jedenfalls scharren wir alle schon ziemlich ungeduldig mit den Hufen. Aber vor dem Gras kommt erst einmal das große Entwurmen. Und zu diesem Thema werde ich mich heute einmal sehr dezidiert äußern.

Bisheriger Standard ist die vier- bis sechsmalige Entwurmung im Jahr, was in den meisten Reitställen sogar vertraglich festgelegt ist. Wenn es also ganz dicke kommt, werden wir alle zwei Monate vergiftet. Ich sage das so platt, weil es leider stimmt. Man muß es einfach einmal ganz klar sehen: Durch die chemischen Mittel werden nicht ja nur die Parasiten vernichtet, sondern es wird auch die Mikroflora unseres Darms massiv geschädigt. Und nicht nur die. Bedingt durch unsere relativ lange Darmpassage von zwei bis drei Tagen, bleiben auch die abgetöteten Würmer entsprechend lange im Körper. Da sie jedoch nach ihrem Tod sofort Verwesungsgifte bilden (was ganz normal ist), die durch die Darmschleimhäute resorbiert werden und in die Leber gelangen, ist das sozusagen der Vergiftung zweiter Teil. Untersuchungen zufolge nehmen Würmer auch Schwermetalle auf und binden diese. Nach ihrem Tod werden sie natürlich wieder frei und belasten somit zusätzlich unsere Entgiftungsorgange (Leber und Niere, Haut und Hufe) und das Immunsystem.

Nach Antibiotikagaben dauert es erfahrungsgemäß sechs Monate, bis die Darmflora einigermaßen wieder im Lot ist. Ähnlich verhält es sich bei Wurmkuren. Auch hier benötigt der Darm Zeit zur Regeneration. Die hat er aber kaum, wenn zwei Monate später schon wieder die nächste Dröhnung verabreicht wird. Und zwei Monate darauf erneut. Das bedeutet letztlich, daß sich die Mikrobesiedelung im Darm gar nicht mehr vernünftig aufbauen kann, weil die Phasen viel zu kurz sind. Mit anderen Worten: Mit der Zeit, wird die Zahl der „bösen“ Buben, die ich schon in meinem blogpost über Öl erwähnt habe, immer höher und die Zahl der guten Bakterien immer geringer, so daß die Abwehr von Keimen und Krankheitserregern von Mal zu Mal schwieriger wird. Wir bezahlen die vielen Wurmkuren mit einer fehlbesiedelten und zum Teil zerstörten Darmflora. Damit aber werden Krankheiten geradezu eingeladen. Zwar wird immer wieder - vor allem von der Pharmaindustrie und von tierärztlicher Seite - alles schöngeredet und behauptet, daß für gesunde Pferde überhaupt keine Gefahr bestünde und eine chemische Wurmkur völlig risikofrei sei. Konfrontiert mit den Vorgängen im Körper nach einer Wurmkur, schütteln die Veterinäre meist nur ungläubig oder unwirsch mit dem Kopf.

Selektive Entwurmung

 

Wenn das alles so harmlos und ungiftig wäre, warum verordnet man uns nach einer Wurmkur eigentlich zwei Tage Boxenhaft? Warum dürfen wir in der Nähe von Wasserschutzgebieten nicht äppeln? Wieso sterben manche Hunde, wenn sie unsere Äppel fressen, die von gerade entwurmten Pferden stammen? Das sind Fragen, die gar nicht oder nur unzureichend beantwortet werden. Solche Fragen hat man sich im Ausland offenbar schon viel früher und ergebnisorientierter gestellt. Italien, Holland, Finnland, Dänemark und Schweden haben den prophylaktischen Einsatz von chemischen Entwurmungsmitteln verboten! Es ist nur noch eine selektive Entwurmung erlaubt.

Auch hier hat inzwischen ein Umdenken begonnen. Diese hemmungslose Vergabe von Chemie hat zum gleichen Ergebnis geführt, wie der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika: Resistenzen. Man hätte es wissen müssen! Also wird jetzt auch bei uns die selektive Entwurmung propagiert. Erst einmal Kotproben nehmen, untersuchen und bei Befall - und nur dann! - eine Wurmkur verabreichen. Nach einer Entwurmung müssen erneut Kotproben genommen werden, um resistenten Stämmen auf die Spur zu kommen. Damit ist ja schon einiges gewonnen. Wenngleich sich in der Praxis diese Maßnahme noch nicht so recht durchgesetzt hat. Denn die Methode hat ihren Preis: Pro Kotprobe muß der Pferdebesitzer mit rund 15 Euro rechnen. Bei mehreren Kotproben und mehreren Pferden summiert sich das.

Besonders heftig betroffen von chemischen Wurmkuren sind meine Artgenossen, die ohnehin schon angeschlagen sind. Sei es durch Allergien, Hufrehe, Kotwasser, Cushing, Borreliose, Headshaker und was es da sonst noch alles gibt. Wobei ich mir die Frage stelle, wie es zu all diesen Krankheiten kommt und wo die Übel des Wurzels liegt, aber das ist ein anderes Thema. Gerade diese Pferde reagieren auf Wurmkuren häufig mit verstärkten Symptomen, mit Reheschüben oder Koliken. Auch Ataxien, Verhaltensstörungen, Festliegen, Depressionen oder komatöse Zustände wurden nach Wurmgaben schon beobachtet. Ältere Pferde muss man ebenfalls im Auge behalten. Deren Immunsystem ist oft nicht mehr so fit wie bei jungen Pferden und auch der Stoffwechsel reagiert verlangsamt.

Dabei sind all diese Probleme mit den Wurmkuren hausgemacht. Nein, ich korrigiere, pharmagemacht. Denn wer hat uns die ganze Chose eingebrockt, wenn nicht die Pharmaindustrie? Sie hat die Wurmkuren entwickelt, damit die Kasse klingelt. Die Veterinäre verabreichen sie blind und der Pferdebesitzer vertraut ebenso blind darauf, daß das alles schon seine Richtigkeit hat. Die Dummen sind wir Vierbeiner.

Was haben wir Pferde eigentlich gemacht, bevor es die chemische Wurmkur gab? Sind wir gestorben wie die Fliegen? Mitnichten. Kräuter heißt das Zauberwort. Die gab es damals noch zuhauf und wir konnten uns gesundessen. Rainfarn beispielsweise, auch Wurmkraut genannt, wurde unseren Brüdern und Schwestern früher vorgesetzt oder sie fanden es am Wegesrand, wenn sie von schwerer Feldarbeit nach Hause trotteten. Ja, ja, ich weiß, der Rainfarn ist als giftig verschrieen. Das ist er aber auch nur, wenn er im Übermaße verzehrt wird. Aber wer macht das schon? Und gilt das nicht für alles? Dann ist da auch noch der Nierenfarn, der vor allem gegen Bandwürmer hilft. Das Problem ist, daß die meisten heute überhaupt keine Ahnung mehr haben von Kräutern und deren Wert für uns, und schon beim kleinsten Farbtupfer auf der Wiese regelrecht hysterisch reagieren.







 Rainfarn hilft gegen Wurmbefall











Wer weiß denn schon, daß auch die Hagebutte mit ihren pelzigen Pflanzenteilen Würmer regelrecht austreibt? Oder die Blätter der Walnuss mittels ätherischer Öle ein wurmunfreundliches Darmmileu schafft? Eine fast noch bessere Wirkung wird mit Meerrettich erzielt, dessen Senföle und ätherische Öle Würmer gar nicht erst heimisch im Darm werden lassen. Hilft sogar gegen die Einnistung von Magendasseln. Labkraut, Wermut und Pfefferminze gehören genauso zu den wurmunfreundlichen Pflanzen wie Kürbiskerne und Knoblauch.









Hagebutten treiben nicht nur 
Würmer aus, sondern 
enthalten auch viel Vitamin C











Es gibt also eine ganze Reihe von Kräutern, die wir selbst knabbern könnten und auch tun würden, wenn, ja wenn unsere Weiden auch mit den entsprechenden Pflanzen bestückt wären. Doch dort sieht es leider mau aus. Grün, soweit das Auge reicht. Aber Grün allein genügt nicht. Es wäre schön, wenn die Zweibeiner diesbezüglich „back to the roots“ kehrten und echte Kräuterwiesen anlegten, auf denen wir uns bedienen könnten. Wir wissen nämlich schon sehr genau, was unser Organismus benötigt. Die Eigenversorgung ist aber leider die Ausnahme, es sei denn man grast auf Almenwiesen. Darum sind wir darauf angewiesen, daß unsere Zweibeiner uns mit notwendigen Kräutern versorgen und nicht mit synthetischen Mineralien oder Müslis, aber das ist ein anderes Thema.

Manche werden vielleicht fragen, ob man auch mit homöopathischen Mitteln arbeiten kann. Ja, auch das geht. Welche Mittel und Dosierung sollte jeder Pferdehalter aber ganz konkret mit einem erfahrenen Tierheilpraktiker besprechen.

Eines darf man bei der ganzen Diskussion auch nicht vergessen: Wurmfrei werden wir nie, waren wir nie und das ist auch gar nicht notwendig. Würmer, so sinnfrei und eklig das manche finden, leben mit uns in einer symbiotischen Verbindung. Natürlich sind zuviele Würmer ungesund und können uns auch erheblichen Schaden zufügen, wenn sie etwa andere Organe befallen, wie die Lungenwürmer. Das ist gefährlich und muß behandelt werden. Solche Fälle treten aber nur sehr selten auf, bevorzugt bei Pferden, die sich mit Eseln eine Wiese teilen, weil Esel Wirte von Lungenwürmern sind.

Fohlen bevorzugt

 

Und noch etwas: Würmer bevorzugen Fohlen und junge Pferde bis zu drei Jahren. Warum? Klar, weil das Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist. Das ist wie bei Menschenbabies. Die sind auch dauernd krank, weil das Immunsystem erst lernen muß, sich gegen Krankheitserreger zu wehren. Hat das Abwehrsystem eines Pferdes die Übeltäter erkannt und entsprechende Antikörper entwickelt, haben auch Würmer keine Chance mehr, die Überhand zu gewinnen. Man lebt in friedlicher Koexistenz. Denn für eines sorgen die Würmer auch: Daß unser Immunsystem immer auf Habachtstellung bleibt.

Es liegt auch nicht in der Absicht eines Parasiten, genauer gesagt eines Endoparasiten, wie es der Wurm ist, seinen Wirt zu zerstören, sonst geht auch seine Nahrungsquelle unter. Ziel eines Parasiten ist es, zum Symbionten zu werden, also mit seinem Wirt in einer gut funktionierenden Symbiose zu leben. Frei nach dem Motto: leben und leben lassen. Und unser Organismus kann mit einer gewissen Anzahl von Würmern problemlos umgehen. Vorausgesetzt unser Immunsystem ist intakt. Das allerdings bedingt eine artgerechte Ernährung. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Fazit: die chemische Wurmkur sollte nur in absoluten Notfällen verabreicht werden. Nämlich dann, wenn ein Wurmbefall nachgewiesen ist. Dafür werden an drei aufeinanderfolgenden Tagen Pferdeäpfel gesammelt und auf Wurmeier untersucht. Werden weniger als 200 Wurmeier pro Gramm (EPG = Eier pro Gramm) im Pferdemist gefunden, ist das der Idealfall und bedarf keinerlei Behandlung. Was zwischen 200 und 3000 Wurmeiern pro Gramm liegt, muß individuell entschieden werden. Bei 300 ist mit Sicherheit noch kein Alarm notwendig. Erst wenn sich die Eizahl im vierstelligen Bereich bewegt und auch äußere Anzeichen beim Pferd für einen Wurmbefall sprechen, besteht Handlungsbedarf. Ab 3000 gilt der Befall als besorgniserregend.

Schwierig nachzuweisen sind Bandwürmer. Selbst mehrere Kotproben führen oft zu keinem Ergebnis. Auch Magendasseln, wobei es sich hier nicht um Würmer, sondern um die Magendasselfliege handelt, finden sich nicht über den Kot, da die Larven der Fliege rund zehn Monate in unseren Mägen die Möglichkeit haben, zu wachsen. Erst zu Beginn der warmen Jahreszeit werden die Larven ausgeschieden und sind dann im Kot erkennbar. Prophylaktisch ist es daher wichtig, etwa ab Juni, wenn die Magendasselfliege ihre Rundflüge unternimmt, unser Fell täglich auf die kleinen gelben Eier zu untersuchen, die bevorzugt an den Vorderbeinen und in der Mähne abgelegt werden. Sie sind sehr gut zu erkennen und sollten umgehend entfernt werden, bevor wir sie abknabbern und sie somit in unseren Körper wandern. Da unsere Zweibeiner ja meistens ziemlich pfiffig sind, haben sie herausgefunden, daß das mit Einmalrasierern gut funktioniert oder mit einem speziellen Dasselmesser. Für die Mähne ist ein Flohkamm, wie er für Katzen benutzt wird, am effektivsten. Wer das konsequent macht, kann uns die chemische Keule ersparen.

Als Maßstab für eine chemische Wurmkur sollte immer der gesamte Gesundheitszustand eines Pferdes im Zentrum stehen.

Zu den auffallenden Merkmalen, die für einen Wurmbefall sprechen könnten, gehören:

  • Gewichtsabnahme, trotz gutem Appetit
  • Struppiges, glanzloses Fell
  • sog. Hungerhaare, die als Einzelhaare unter dem Bauch auftreten
  • unerklärlicher Durchfall (ohne Futterwechsel)
  • Koliksymptome
  • Mattigkeit, abnehmende Leistungsbereitschaft
  • Juckreiz am After mit Schweifscheuern
  • Husten- und Nasenausfluss (aber nur bei Lungenwürmern)
  • Kau- und Schluckbeschwerden (bei Magendassellarvenbefall)

Dann heißt es, handeln. Aber auch hier mit Augenmaß und vor allem, nach einer chemischen Wurmkur alles tun, um die gestörte Darmflora wieder aufzupäppeln. Beispielsweise mit Kräutern wie Brennessel (getrocknet), die beim Ausleiten helfen. Anis, Kümmel und Fenchel sind Balsam für den Darm. Und Yea Sacc, die Lebendhefe, ist sehr empfehlenswert, da sie zur Stabilisierung der Darmflora beiträgt, indem sie die Bildung nützlicher Bakterien unterstützt. Hefe wirkt auch gut bei Pferden, die mit Kotwasser auf Wurmkuren reagieren oder die generell unter Kotwasser leiden.

Die beste Prophylaxe gegen Wurmbefall, jeder weiß es, ist das konsequente Kotabsammeln. Auf dem Paddock und der Weide - auch wenn es mühsam ist.

Montag, 9. März 2015

Klartext zur Ölfütterung

Da bin ich wieder. Hat etwas länger gedauert als geplant, wofür es natürlich auch Gründe gibt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Heute machen wir einen Ausflug in die Biochemie. Kein ganz leichtes Thema. Aber ich will euch etwas über das Öl erzählen. Das Thema Ernährung ist ohnehin ein weites Feld, und es gibt dazu mindestens so viele Meinungen wie es Futtermittelhersteller, Tierärzte und Experten, die echten und die selbsternannten, gibt. Überhaupt, was die Ernährung angeht, werdet ihr noch viel von mir lesen.

Aber jetzt erst mal zum Öl. Und bevor ich ins Detail gehe, sei nur eines vorweg angemerkt: Wieviele freilebende Pferde sind bekannt, die an der Ölflasche nuckeln? Unsere drei Zweibeiner haben sich viele Gedanken gemacht und sich gegen das Öl entschieden. Man muß uns ja nicht künstlich krank machen, oder? Insofern sind meine Freunde und ich ölfrei. Und es geht uns prima dabei;-)
 
Öl in der Pferdefütterung gibt es schon seit geraumer Zeit. Das ist irgendwann in Mode gekommen, weil irgendjemand dieses Märchen in die Welt gesetzt hat, es helfe beim Fellwechsel und liefere Energie. Beim Wort Energie wurden vor allem die Besitzer von Sportpferden hellhörig. Hinterfragt hat das offenbar niemand, und so wurde der „Schuss“ über das Krippenfutter zur Gewohnheit.

Aber stimmt das alles überhaupt? Hilft es wirklich beim Fellwechsel und brauchen Pferde Öl für mehr Energie? Meinen bescheidenen Kenntnissen nach zu urteilen, gibt es weder zur einen noch zur anderen These irgendwelche wissenschaftlichen Erkenntnisse von den Zweibeinern.

Das wichtigste Futter, das wir benötigen, ich kann es gar nicht oft genug sagen, ist Heu und zwar ad libitum. Darüberhinaus gutes Mineralfutter, am besten Kräutermineralien, denn die ganze Palette mit den synthetischen Zusätzen, die vertragen wir nämlich genausowenig wie das Öl. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Und dann vielleicht noch ein bißchen Hafer, ein paar Äpfel und Möhren. Das reicht völlig, schmeckt und ist gesund.

Anders als Öl. Das ist für uns gesundheitsschädlich, denn unser Verdauungssystem ist auf eine Ölverwertung überhaupt nicht angelegt. Wir können dieses Öl nicht resorbieren, also aufnehmen. Um Öl resorbieren zu können, bedarf es zunächst einmal einer Emulgierung, damit sich die Fettenzyme (Lipasen), die das Öl aufspalten, andocken können. Öl ist eine schwer zu verschmischende Flüssigkeit. Wer das mal mit Wasser und Öl probiert hat, weiß, wovon ich rede. Diese Emulgierung besorgt die Galle, indem sie die unlöslichen Stoffe des Öls in kleine Tröpfchen zersetzt, so daß die Enzyme ihre fettspaltende Aufgabe wahrnehmen können. Anders als der Mensch besitzen wir allerdings keine Gallenblase, wo normalerweise die Galle gespeichert wird, die übrigens von der Leber produziert wird. Das heißt im Klartext: Bei uns wird die Galle direkt von der Leber aus in den Dünndarm abgegeben und zwar kontinuierlich in kleineren Mengen. Denn unsere Galleproduktion ist an die Rauhfutterverdauung angepasst und die enthält kaum Fette. Es wird nicht ausreichend emulgiert und so können keine Lipasen ansetzen, die die Fettsäuren aufspalten. Zumal wir ohnehin nur wenig Lipasen bilden, da wir kaum Fettsäuren aufnehmen. Schließlich sind wir Veganer.

Der nächste Punkt sind die Bakterien. Öl vernichtet Bakterien. Das ist für die Konservierung von Lebensmitteln, wie beispielsweise Antipasti, Käse, Pilze oder Fisch völlig in Ordnung, dafür wird es auch eingesetzt.

Öl  tötet Bakterien, auch die wichtigen

 

Das bedeutet für uns allerdings auch: Öl tötet Bakterien in unserem Darm. Und dort, das ist euch Zweibeinern bekannt, sitzt die Gesundheit. Wenn die Darmflora durcheinandergerät, wie etwa bei Antibiotikagaben, dann kann das für das Immunsystem katastrophal werden, weil es gegen krankmachende Keime nicht mehr adäquat reagieren kann. Zweifellos gibt es Situationen, in denen Antibiotika gegeben werden müssen, das kann ja manchmal Leben retten. Aber gleichzeitig werden wichtige Darmbakterien zerstört, so daß ein gefährliches Ungleichgewicht entsteht.

Und genau das geschieht bei der Ölfütterung. Wie ihr gerade gelesen habt, produzieren wir kaum Lipasen, weil wir sie nicht benötigen. Daher kann das Öl im Dickdarm zu einer drastischen Abtötung von Darmbakterien führen, was natürlich eine schwere Schädigung der Darmflora zur Folge hat. Zudem wird der Futterbrei mit einem Ölfilm überzogen, so daß er durch die Futterpassage flutscht und essentielle Nährstoffe gehen verloren, weil beispielsweise Stärke, Eiweiße und Cellulose nicht richtig aufgespalten und damit auch nicht mehr vernünftig verwertet werden können. Das heißt, selbst die Bereitstellung von Energie aus unserem so wichtigen Rauhfutter wird dadurch eingeschränkt.

Öl zerstört also lebenswichtige Bakterien, die wir für unsere Verdauung benötigen. Von den meisten werden diese Winzlinge immer als Krankmacher angesehen. Das ist aber nur bedingt richtig. Denn der Organismus benötigt auch Bakterien, um bestimmte Vitamine zu produzieren, wie etwa die Vitamin-B- und K-Komplexe, oder Säuren, die keimtötend bzw. wachstumshemmend sind. Das heißt, gute und „böse“ Bakterien bilden eine Symbiose, die für uns Pferde (und auch für euch) wichtig ist. So fungieren beispielsweise die guten als Barriere, um schädliche Mikroorganismen abzuwehren. Wenn aber die guten vernichtet werden, können sich die „bösen“ Buben hemmungslos ausbreiten.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Fell. Die meisten Pferdebesitzer schwärmen von unserem ach so schön glänzenden Fell, wenn sie uns Öl in die Krippe gießen. Wie schwierig bis unmöglich die Ölverdauung für uns ist, wisst ihr nun. Trotz allem ist unser Körper gezwungen diese unerwünschte Flüssigkeit aufzunehmen, und der Darm absorbiert notgedrungen das sogenannte Fremdfett. Für uns heißt das: raus aus dem Körper, so schnell wie möglich. Einmal über die Verdauung und wenn das nicht mehr ausreicht, müssen wir den Weg über die Haut gehen. Das Öl wird also über die Talgdrüsen der Haut ausgeschieden. Na, geht euch ein Licht auf? Das ist der Grund, warum wir glänzen wie Speckschwarten in der Sonne. Nicht, weil uns das Öl so gut bekommt, sondern weil unser Stoffwechsel total überlastet ist und wir verzweifelt versuchen, das Ganze wieder loszuwerden! Das beste während des Fellwechsels ist Fellpflege und wälzen, wälzen, wälzen...





Macht nicht nur Spaß, sondern ist auch wichtig. Links sind Poker und Lenardo in action, unten bin ich es höchstpersönlich

Ich denke, ich habe jetzt genügend Gründe genannt, dieses vermeintlich hypergesunde Öl wegzulassen. Stellt uns gutes Heu ad libitum zur Verfügung. Das habe ich ja schon erwähnt. Und wenn ihr uns wirklich etwas Gutes tun wollt, dann gebt uns ein-, zweimal pro Woche einen Esslöffel ölhaltige Samen wie Sonnenblumenkerne oder Leinsamen über den Hafer, der übrigens auch Ölsäuren enthält. Solche kleinen Mengen sind für uns gut verträglich und auch leicht verdaulich.

Und wie wäre es zusätzlich mit einer Handvoll Hagebutten täglich? Die enthalten nämlich nicht nur ungesättigte Fettsäuren, sondern auch eine ganze Menge Vitamin C. Und sie haben Haare an den Kernen, was wiederum Würmer nicht mögen. Aber das ist eine andere Geschichte.


Freitag, 20. Februar 2015

Hallo, das sind wir und so leben wir

Bevor ich loslege, und meine lebenswichtigen Informationen unters Volk streue - keine Sorge, zwischendurch gibts auch ein bißchen Klatsch und Tratsch - stelle ich meine kleine Herde vor. Meine, weil ich der Chef bin. Von Anfang an. Das hat sich irgendwie zufällig so ergeben, weil keiner von den anderen den Job wollte. Also habe ich mich breitschlagen lassen. Die anderen sind zufrieden und ich denke, ich mache das ganz gut. Jedenfalls bin ich keiner von dieser tyrannischen Sorte. Ohren anlegen reicht in der Regel. Nur die Kleine kriegt hin und wieder meine Zähne zu spüren. Die ist aber auch sowas von frech und ungezogen. Seit ich da bin, ist es zwar schon besser geworden. Aber insgesamt ist sie reichlich respektlos. Von den anderen wird sie auch manchmal ganz schön gejagt, wenn sie sich wieder daneben benommen hat. Dann kommt sie immer zu mir angelaufen und sucht Schutz. Den gewähre ich meistens auch, es sei denn sie hat den Bogen überspannt, dann gibts auch von mir eine Lektion.

Ich komm schon wieder ins Plaudern, dabei wollte ich doch meine Herde vorstellen. Ladies first, als Gentleman fange ich natürlich mit meiner Dame an. Sie ist mit 24 unser Oldie und heißt Ria Walena, genannt Ria, Riechen, Omi oder Lotte, je nachdem wer von den Zweibeinern gerade da ist. Bevor sie zu ihrem jetzigen supernetten Menschen kam, war ihr Leben nicht gerade berauschend. Sie mußte nämlich im sogenannten Großen Sport Dressuraufgaben abliefern. So ein paar Cracks mit großen Namen, die ich jetzt nicht nennen möchte, scheuchten sie Jahr für Jahr durchs Viereck. Mit dem Ergebnis, daß sie heute Arthrose hat. Auf allen vier Beinen. Als sie nicht mehr konnte, wurde sie abgeschoben. Aber sie hatte Glück und kam in liebe Hände. Jetzt genießt sie ihre Rente, mit allem was dazu gehört: Freunden, Freilauf, Kräuterchen und Pülverchen und Heucobs und Streicheleinheiten.

Dann ist da noch Poker, der ist 21 und Rias Freund und gehört auch dieser netten Frau. Die beiden kamen vor etwa zwei Jahren und wir haben uns alle auf Anhieb verstanden. Was ja auch nicht immer klappt und einfach ist, wenn man so zusammengewürfelt wird und kein Mitspracherecht hat. Aber das ist ein anderes Thema. Poker ist übrigens das, was man ein Endmaßpony nennt, also eine Spur kleiner als ich;-). Lenardo ist der vierte im Bunde. Ihm habe ich es zu verdanken, daß ich überhaupt in diese Herde gekommen und zum Chef aufgestiegen bin.

Ein Freund, ein guter Freund...

 

Lenardo ist 19 und war 13 Jahre lang mit seinem Freund Bobbie zusammen. Die beiden gingen durch dick und dünn, waren ein Herz und eine Seele. Das hat er mir einmal in einer lauen Sommernacht erzählt. Aber dann ist Bobbie gestorben, völlig überraschend an so einer blöden Kolik. Kolik ist überhaupt das Schlimmste für uns, außer Hufrehe. Aber das ist auch wieder ein anderes Thema. Nach Bobbies Tod war natürlich die Welt aus den Fugen. Für Lenardo und seine beiden Menschen sowieso. Jetzt war er nämlich mit einer fürchterlich zickigen Stute allein und völlig durch den Wind. Nachdem die Menschen sich einigermaßen berappelt hatten, beschlossen sie, wieder einen Freund für Lenardo zu finden, der übrigens auch aus dem Geschlechte derer von Holstein stammt.

So kam ich ins Spiel. Und wenn die mich nicht aus Sachsen geholt hätten, wäre ich mit 16 Jahren in der Wurst gelandet. Nett, oder? Ja, mein Problem war, daß ich einen Lungenschaden habe. Na ja, besser Lungenschaden als Dachschaden sag ich immer. Aber die Menschen, bei denen ich war, wollten eigentlich einen Spring-Champion aus mir machen. Weil ich so schöne lange Beine habe, hätte das sicherlich funktioniert. Aber ich bin immer so schnell aus der Puste geraten. Da haben sie einen Arzt geholt und der hat das mit der Lunge festgestellt. Dann habe ich ganz lange nichts gemacht. Schließlich sollte ich verkauft werden. Und wenn kein Käufer gekommen wäre, hätten sie mich als Würstchen auf den Grill gepackt. Aber das Glück war mir hold und eines schönen Sommertages vor fast drei Jahren traf ich dann auf Lenardo. Wir haben uns auch sofort verstanden. Das wundert mich jetzt aber nicht. Schließlich haben wir dieselbe Abstammung, sogar denselben Großvater. Und wenn man sich dann noch unsere Namen anschaut: Leandro und Lenardo. Leandro ein bißchen gewürfelt und was kommt dabei raus? Richtig, Lenardo. Da konnte einfach nichts schiefgehen;-)

Nun waren wir also zu zweit, Lenardo und ich. Aber unsere Menschen fanden, daß das doch noch ein bißchen dürftig ist für ein ordentliches Herdenleben. Noch zwei Pferde wäre schön. Am liebsten zwei Großpferde, Wallache, bloß keine Stuten, die seien so zickig. Aber wie das Leben so spielt, kamen dann letztlich ein Pony und eine Stute zu uns. Und wir sind seither eine eingeschworene Gemeinschaft.

Als letzte kam Lilly, dieser Pferdezwerg von einem Shettlandpony. Sie hatte ihre Freundin Emma verloren, die war an Krebs gestorben. Und da sie auf den Hof gehörte, wo wir alle stehen, haben die Menschen gesagt, sie probieren es einfach mal bei uns aus. Wehrhaft ist sie ja, die Kleine. Wir haben allerdings keinen Zweifel daran gelassen daß sie uns zu gehorchen hat, daß wir aber bereit sind, ihr Asyl zu gewähren. Und so lebt sie nun auch schon seit fast zwei Jahren bei uns. Sie ist zehn, verfressen, wie es sich für ein Pony gehört und wie schon gesagt, einfach rotzfrech. Trotzdem hat sie sich ganz gut in die Herde integriert. Blieb ihr ja auch nichts anderes übrig, sonst hätte es was gesetzt von uns. Nun sind wir also Viereinhalb, denn Lilly zählt ja nur zur Hälfte;-)

Genug der Worte, jetzt ein paar Bilder, denn auch optisch macht unsere Herde was her:


Vorne links ist meine Wenigkeit, dahinter Ria, dann Lenardo und der Typ ohne Kopf ist Poker. Wir haben zwar mehr als ein Heunetz, aber gemeinsam knabbern macht einfach mehr Spaß.











Hier werden ein paar Zweige vernascht: Links Ria, in der Mitte Lenardo, auch nachts unschwer an seiner heissen Blesse zu erkennen und neben ihm Poker, diesmal mit Kopf.











Mit Pferdezwerg Lilly habe ich mir ein paar Zweige geteilt. Hmm, ihr fehlt ja auch der Kopf. Muß mal mit dem Fotografen ein ernstes Wort reden. Hinter Lilly geht Omi, sucht sich wohl was eigenes.









So muß ein Pferdeleben aussehen: 24 Stunden Auslauf und ständig was zwischen den Zähnen. Brauchen wir ja auch, schließlich sind wir Dauerfresser, weil unsere Verdauung so angelegt ist. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Und nun Schluß mit der Vorstellung. Ich hab jetzt zu tun, denn der Hufschmied ist im Anmarsch. Ein sehr netter Kerl.