Mittwoch, 18. März 2015

Hier ist der Wurm drin

Die Weidezeit rückt näher. Jedenfalls scharren wir alle schon ziemlich ungeduldig mit den Hufen. Aber vor dem Gras kommt erst einmal das große Entwurmen. Und zu diesem Thema werde ich mich heute einmal sehr dezidiert äußern.

Bisheriger Standard ist die vier- bis sechsmalige Entwurmung im Jahr, was in den meisten Reitställen sogar vertraglich festgelegt ist. Wenn es also ganz dicke kommt, werden wir alle zwei Monate vergiftet. Ich sage das so platt, weil es leider stimmt. Man muß es einfach einmal ganz klar sehen: Durch die chemischen Mittel werden nicht ja nur die Parasiten vernichtet, sondern es wird auch die Mikroflora unseres Darms massiv geschädigt. Und nicht nur die. Bedingt durch unsere relativ lange Darmpassage von zwei bis drei Tagen, bleiben auch die abgetöteten Würmer entsprechend lange im Körper. Da sie jedoch nach ihrem Tod sofort Verwesungsgifte bilden (was ganz normal ist), die durch die Darmschleimhäute resorbiert werden und in die Leber gelangen, ist das sozusagen der Vergiftung zweiter Teil. Untersuchungen zufolge nehmen Würmer auch Schwermetalle auf und binden diese. Nach ihrem Tod werden sie natürlich wieder frei und belasten somit zusätzlich unsere Entgiftungsorgange (Leber und Niere, Haut und Hufe) und das Immunsystem.

Nach Antibiotikagaben dauert es erfahrungsgemäß sechs Monate, bis die Darmflora einigermaßen wieder im Lot ist. Ähnlich verhält es sich bei Wurmkuren. Auch hier benötigt der Darm Zeit zur Regeneration. Die hat er aber kaum, wenn zwei Monate später schon wieder die nächste Dröhnung verabreicht wird. Und zwei Monate darauf erneut. Das bedeutet letztlich, daß sich die Mikrobesiedelung im Darm gar nicht mehr vernünftig aufbauen kann, weil die Phasen viel zu kurz sind. Mit anderen Worten: Mit der Zeit, wird die Zahl der „bösen“ Buben, die ich schon in meinem blogpost über Öl erwähnt habe, immer höher und die Zahl der guten Bakterien immer geringer, so daß die Abwehr von Keimen und Krankheitserregern von Mal zu Mal schwieriger wird. Wir bezahlen die vielen Wurmkuren mit einer fehlbesiedelten und zum Teil zerstörten Darmflora. Damit aber werden Krankheiten geradezu eingeladen. Zwar wird immer wieder - vor allem von der Pharmaindustrie und von tierärztlicher Seite - alles schöngeredet und behauptet, daß für gesunde Pferde überhaupt keine Gefahr bestünde und eine chemische Wurmkur völlig risikofrei sei. Konfrontiert mit den Vorgängen im Körper nach einer Wurmkur, schütteln die Veterinäre meist nur ungläubig oder unwirsch mit dem Kopf.

Selektive Entwurmung

 

Wenn das alles so harmlos und ungiftig wäre, warum verordnet man uns nach einer Wurmkur eigentlich zwei Tage Boxenhaft? Warum dürfen wir in der Nähe von Wasserschutzgebieten nicht äppeln? Wieso sterben manche Hunde, wenn sie unsere Äppel fressen, die von gerade entwurmten Pferden stammen? Das sind Fragen, die gar nicht oder nur unzureichend beantwortet werden. Solche Fragen hat man sich im Ausland offenbar schon viel früher und ergebnisorientierter gestellt. Italien, Holland, Finnland, Dänemark und Schweden haben den prophylaktischen Einsatz von chemischen Entwurmungsmitteln verboten! Es ist nur noch eine selektive Entwurmung erlaubt.

Auch hier hat inzwischen ein Umdenken begonnen. Diese hemmungslose Vergabe von Chemie hat zum gleichen Ergebnis geführt, wie der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika: Resistenzen. Man hätte es wissen müssen! Also wird jetzt auch bei uns die selektive Entwurmung propagiert. Erst einmal Kotproben nehmen, untersuchen und bei Befall - und nur dann! - eine Wurmkur verabreichen. Nach einer Entwurmung müssen erneut Kotproben genommen werden, um resistenten Stämmen auf die Spur zu kommen. Damit ist ja schon einiges gewonnen. Wenngleich sich in der Praxis diese Maßnahme noch nicht so recht durchgesetzt hat. Denn die Methode hat ihren Preis: Pro Kotprobe muß der Pferdebesitzer mit rund 15 Euro rechnen. Bei mehreren Kotproben und mehreren Pferden summiert sich das.

Besonders heftig betroffen von chemischen Wurmkuren sind meine Artgenossen, die ohnehin schon angeschlagen sind. Sei es durch Allergien, Hufrehe, Kotwasser, Cushing, Borreliose, Headshaker und was es da sonst noch alles gibt. Wobei ich mir die Frage stelle, wie es zu all diesen Krankheiten kommt und wo die Übel des Wurzels liegt, aber das ist ein anderes Thema. Gerade diese Pferde reagieren auf Wurmkuren häufig mit verstärkten Symptomen, mit Reheschüben oder Koliken. Auch Ataxien, Verhaltensstörungen, Festliegen, Depressionen oder komatöse Zustände wurden nach Wurmgaben schon beobachtet. Ältere Pferde muss man ebenfalls im Auge behalten. Deren Immunsystem ist oft nicht mehr so fit wie bei jungen Pferden und auch der Stoffwechsel reagiert verlangsamt.

Dabei sind all diese Probleme mit den Wurmkuren hausgemacht. Nein, ich korrigiere, pharmagemacht. Denn wer hat uns die ganze Chose eingebrockt, wenn nicht die Pharmaindustrie? Sie hat die Wurmkuren entwickelt, damit die Kasse klingelt. Die Veterinäre verabreichen sie blind und der Pferdebesitzer vertraut ebenso blind darauf, daß das alles schon seine Richtigkeit hat. Die Dummen sind wir Vierbeiner.

Was haben wir Pferde eigentlich gemacht, bevor es die chemische Wurmkur gab? Sind wir gestorben wie die Fliegen? Mitnichten. Kräuter heißt das Zauberwort. Die gab es damals noch zuhauf und wir konnten uns gesundessen. Rainfarn beispielsweise, auch Wurmkraut genannt, wurde unseren Brüdern und Schwestern früher vorgesetzt oder sie fanden es am Wegesrand, wenn sie von schwerer Feldarbeit nach Hause trotteten. Ja, ja, ich weiß, der Rainfarn ist als giftig verschrieen. Das ist er aber auch nur, wenn er im Übermaße verzehrt wird. Aber wer macht das schon? Und gilt das nicht für alles? Dann ist da auch noch der Nierenfarn, der vor allem gegen Bandwürmer hilft. Das Problem ist, daß die meisten heute überhaupt keine Ahnung mehr haben von Kräutern und deren Wert für uns, und schon beim kleinsten Farbtupfer auf der Wiese regelrecht hysterisch reagieren.







 Rainfarn hilft gegen Wurmbefall











Wer weiß denn schon, daß auch die Hagebutte mit ihren pelzigen Pflanzenteilen Würmer regelrecht austreibt? Oder die Blätter der Walnuss mittels ätherischer Öle ein wurmunfreundliches Darmmileu schafft? Eine fast noch bessere Wirkung wird mit Meerrettich erzielt, dessen Senföle und ätherische Öle Würmer gar nicht erst heimisch im Darm werden lassen. Hilft sogar gegen die Einnistung von Magendasseln. Labkraut, Wermut und Pfefferminze gehören genauso zu den wurmunfreundlichen Pflanzen wie Kürbiskerne und Knoblauch.









Hagebutten treiben nicht nur 
Würmer aus, sondern 
enthalten auch viel Vitamin C











Es gibt also eine ganze Reihe von Kräutern, die wir selbst knabbern könnten und auch tun würden, wenn, ja wenn unsere Weiden auch mit den entsprechenden Pflanzen bestückt wären. Doch dort sieht es leider mau aus. Grün, soweit das Auge reicht. Aber Grün allein genügt nicht. Es wäre schön, wenn die Zweibeiner diesbezüglich „back to the roots“ kehrten und echte Kräuterwiesen anlegten, auf denen wir uns bedienen könnten. Wir wissen nämlich schon sehr genau, was unser Organismus benötigt. Die Eigenversorgung ist aber leider die Ausnahme, es sei denn man grast auf Almenwiesen. Darum sind wir darauf angewiesen, daß unsere Zweibeiner uns mit notwendigen Kräutern versorgen und nicht mit synthetischen Mineralien oder Müslis, aber das ist ein anderes Thema.

Manche werden vielleicht fragen, ob man auch mit homöopathischen Mitteln arbeiten kann. Ja, auch das geht. Welche Mittel und Dosierung sollte jeder Pferdehalter aber ganz konkret mit einem erfahrenen Tierheilpraktiker besprechen.

Eines darf man bei der ganzen Diskussion auch nicht vergessen: Wurmfrei werden wir nie, waren wir nie und das ist auch gar nicht notwendig. Würmer, so sinnfrei und eklig das manche finden, leben mit uns in einer symbiotischen Verbindung. Natürlich sind zuviele Würmer ungesund und können uns auch erheblichen Schaden zufügen, wenn sie etwa andere Organe befallen, wie die Lungenwürmer. Das ist gefährlich und muß behandelt werden. Solche Fälle treten aber nur sehr selten auf, bevorzugt bei Pferden, die sich mit Eseln eine Wiese teilen, weil Esel Wirte von Lungenwürmern sind.

Fohlen bevorzugt

 

Und noch etwas: Würmer bevorzugen Fohlen und junge Pferde bis zu drei Jahren. Warum? Klar, weil das Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist. Das ist wie bei Menschenbabies. Die sind auch dauernd krank, weil das Immunsystem erst lernen muß, sich gegen Krankheitserreger zu wehren. Hat das Abwehrsystem eines Pferdes die Übeltäter erkannt und entsprechende Antikörper entwickelt, haben auch Würmer keine Chance mehr, die Überhand zu gewinnen. Man lebt in friedlicher Koexistenz. Denn für eines sorgen die Würmer auch: Daß unser Immunsystem immer auf Habachtstellung bleibt.

Es liegt auch nicht in der Absicht eines Parasiten, genauer gesagt eines Endoparasiten, wie es der Wurm ist, seinen Wirt zu zerstören, sonst geht auch seine Nahrungsquelle unter. Ziel eines Parasiten ist es, zum Symbionten zu werden, also mit seinem Wirt in einer gut funktionierenden Symbiose zu leben. Frei nach dem Motto: leben und leben lassen. Und unser Organismus kann mit einer gewissen Anzahl von Würmern problemlos umgehen. Vorausgesetzt unser Immunsystem ist intakt. Das allerdings bedingt eine artgerechte Ernährung. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Fazit: die chemische Wurmkur sollte nur in absoluten Notfällen verabreicht werden. Nämlich dann, wenn ein Wurmbefall nachgewiesen ist. Dafür werden an drei aufeinanderfolgenden Tagen Pferdeäpfel gesammelt und auf Wurmeier untersucht. Werden weniger als 200 Wurmeier pro Gramm (EPG = Eier pro Gramm) im Pferdemist gefunden, ist das der Idealfall und bedarf keinerlei Behandlung. Was zwischen 200 und 3000 Wurmeiern pro Gramm liegt, muß individuell entschieden werden. Bei 300 ist mit Sicherheit noch kein Alarm notwendig. Erst wenn sich die Eizahl im vierstelligen Bereich bewegt und auch äußere Anzeichen beim Pferd für einen Wurmbefall sprechen, besteht Handlungsbedarf. Ab 3000 gilt der Befall als besorgniserregend.

Schwierig nachzuweisen sind Bandwürmer. Selbst mehrere Kotproben führen oft zu keinem Ergebnis. Auch Magendasseln, wobei es sich hier nicht um Würmer, sondern um die Magendasselfliege handelt, finden sich nicht über den Kot, da die Larven der Fliege rund zehn Monate in unseren Mägen die Möglichkeit haben, zu wachsen. Erst zu Beginn der warmen Jahreszeit werden die Larven ausgeschieden und sind dann im Kot erkennbar. Prophylaktisch ist es daher wichtig, etwa ab Juni, wenn die Magendasselfliege ihre Rundflüge unternimmt, unser Fell täglich auf die kleinen gelben Eier zu untersuchen, die bevorzugt an den Vorderbeinen und in der Mähne abgelegt werden. Sie sind sehr gut zu erkennen und sollten umgehend entfernt werden, bevor wir sie abknabbern und sie somit in unseren Körper wandern. Da unsere Zweibeiner ja meistens ziemlich pfiffig sind, haben sie herausgefunden, daß das mit Einmalrasierern gut funktioniert oder mit einem speziellen Dasselmesser. Für die Mähne ist ein Flohkamm, wie er für Katzen benutzt wird, am effektivsten. Wer das konsequent macht, kann uns die chemische Keule ersparen.

Als Maßstab für eine chemische Wurmkur sollte immer der gesamte Gesundheitszustand eines Pferdes im Zentrum stehen.

Zu den auffallenden Merkmalen, die für einen Wurmbefall sprechen könnten, gehören:

  • Gewichtsabnahme, trotz gutem Appetit
  • Struppiges, glanzloses Fell
  • sog. Hungerhaare, die als Einzelhaare unter dem Bauch auftreten
  • unerklärlicher Durchfall (ohne Futterwechsel)
  • Koliksymptome
  • Mattigkeit, abnehmende Leistungsbereitschaft
  • Juckreiz am After mit Schweifscheuern
  • Husten- und Nasenausfluss (aber nur bei Lungenwürmern)
  • Kau- und Schluckbeschwerden (bei Magendassellarvenbefall)

Dann heißt es, handeln. Aber auch hier mit Augenmaß und vor allem, nach einer chemischen Wurmkur alles tun, um die gestörte Darmflora wieder aufzupäppeln. Beispielsweise mit Kräutern wie Brennessel (getrocknet), die beim Ausleiten helfen. Anis, Kümmel und Fenchel sind Balsam für den Darm. Und Yea Sacc, die Lebendhefe, ist sehr empfehlenswert, da sie zur Stabilisierung der Darmflora beiträgt, indem sie die Bildung nützlicher Bakterien unterstützt. Hefe wirkt auch gut bei Pferden, die mit Kotwasser auf Wurmkuren reagieren oder die generell unter Kotwasser leiden.

Die beste Prophylaxe gegen Wurmbefall, jeder weiß es, ist das konsequente Kotabsammeln. Auf dem Paddock und der Weide - auch wenn es mühsam ist.

Montag, 9. März 2015

Klartext zur Ölfütterung

Da bin ich wieder. Hat etwas länger gedauert als geplant, wofür es natürlich auch Gründe gibt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Heute machen wir einen Ausflug in die Biochemie. Kein ganz leichtes Thema. Aber ich will euch etwas über das Öl erzählen. Das Thema Ernährung ist ohnehin ein weites Feld, und es gibt dazu mindestens so viele Meinungen wie es Futtermittelhersteller, Tierärzte und Experten, die echten und die selbsternannten, gibt. Überhaupt, was die Ernährung angeht, werdet ihr noch viel von mir lesen.

Aber jetzt erst mal zum Öl. Und bevor ich ins Detail gehe, sei nur eines vorweg angemerkt: Wieviele freilebende Pferde sind bekannt, die an der Ölflasche nuckeln? Unsere drei Zweibeiner haben sich viele Gedanken gemacht und sich gegen das Öl entschieden. Man muß uns ja nicht künstlich krank machen, oder? Insofern sind meine Freunde und ich ölfrei. Und es geht uns prima dabei;-)
 
Öl in der Pferdefütterung gibt es schon seit geraumer Zeit. Das ist irgendwann in Mode gekommen, weil irgendjemand dieses Märchen in die Welt gesetzt hat, es helfe beim Fellwechsel und liefere Energie. Beim Wort Energie wurden vor allem die Besitzer von Sportpferden hellhörig. Hinterfragt hat das offenbar niemand, und so wurde der „Schuss“ über das Krippenfutter zur Gewohnheit.

Aber stimmt das alles überhaupt? Hilft es wirklich beim Fellwechsel und brauchen Pferde Öl für mehr Energie? Meinen bescheidenen Kenntnissen nach zu urteilen, gibt es weder zur einen noch zur anderen These irgendwelche wissenschaftlichen Erkenntnisse von den Zweibeinern.

Das wichtigste Futter, das wir benötigen, ich kann es gar nicht oft genug sagen, ist Heu und zwar ad libitum. Darüberhinaus gutes Mineralfutter, am besten Kräutermineralien, denn die ganze Palette mit den synthetischen Zusätzen, die vertragen wir nämlich genausowenig wie das Öl. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Und dann vielleicht noch ein bißchen Hafer, ein paar Äpfel und Möhren. Das reicht völlig, schmeckt und ist gesund.

Anders als Öl. Das ist für uns gesundheitsschädlich, denn unser Verdauungssystem ist auf eine Ölverwertung überhaupt nicht angelegt. Wir können dieses Öl nicht resorbieren, also aufnehmen. Um Öl resorbieren zu können, bedarf es zunächst einmal einer Emulgierung, damit sich die Fettenzyme (Lipasen), die das Öl aufspalten, andocken können. Öl ist eine schwer zu verschmischende Flüssigkeit. Wer das mal mit Wasser und Öl probiert hat, weiß, wovon ich rede. Diese Emulgierung besorgt die Galle, indem sie die unlöslichen Stoffe des Öls in kleine Tröpfchen zersetzt, so daß die Enzyme ihre fettspaltende Aufgabe wahrnehmen können. Anders als der Mensch besitzen wir allerdings keine Gallenblase, wo normalerweise die Galle gespeichert wird, die übrigens von der Leber produziert wird. Das heißt im Klartext: Bei uns wird die Galle direkt von der Leber aus in den Dünndarm abgegeben und zwar kontinuierlich in kleineren Mengen. Denn unsere Galleproduktion ist an die Rauhfutterverdauung angepasst und die enthält kaum Fette. Es wird nicht ausreichend emulgiert und so können keine Lipasen ansetzen, die die Fettsäuren aufspalten. Zumal wir ohnehin nur wenig Lipasen bilden, da wir kaum Fettsäuren aufnehmen. Schließlich sind wir Veganer.

Der nächste Punkt sind die Bakterien. Öl vernichtet Bakterien. Das ist für die Konservierung von Lebensmitteln, wie beispielsweise Antipasti, Käse, Pilze oder Fisch völlig in Ordnung, dafür wird es auch eingesetzt.

Öl  tötet Bakterien, auch die wichtigen

 

Das bedeutet für uns allerdings auch: Öl tötet Bakterien in unserem Darm. Und dort, das ist euch Zweibeinern bekannt, sitzt die Gesundheit. Wenn die Darmflora durcheinandergerät, wie etwa bei Antibiotikagaben, dann kann das für das Immunsystem katastrophal werden, weil es gegen krankmachende Keime nicht mehr adäquat reagieren kann. Zweifellos gibt es Situationen, in denen Antibiotika gegeben werden müssen, das kann ja manchmal Leben retten. Aber gleichzeitig werden wichtige Darmbakterien zerstört, so daß ein gefährliches Ungleichgewicht entsteht.

Und genau das geschieht bei der Ölfütterung. Wie ihr gerade gelesen habt, produzieren wir kaum Lipasen, weil wir sie nicht benötigen. Daher kann das Öl im Dickdarm zu einer drastischen Abtötung von Darmbakterien führen, was natürlich eine schwere Schädigung der Darmflora zur Folge hat. Zudem wird der Futterbrei mit einem Ölfilm überzogen, so daß er durch die Futterpassage flutscht und essentielle Nährstoffe gehen verloren, weil beispielsweise Stärke, Eiweiße und Cellulose nicht richtig aufgespalten und damit auch nicht mehr vernünftig verwertet werden können. Das heißt, selbst die Bereitstellung von Energie aus unserem so wichtigen Rauhfutter wird dadurch eingeschränkt.

Öl zerstört also lebenswichtige Bakterien, die wir für unsere Verdauung benötigen. Von den meisten werden diese Winzlinge immer als Krankmacher angesehen. Das ist aber nur bedingt richtig. Denn der Organismus benötigt auch Bakterien, um bestimmte Vitamine zu produzieren, wie etwa die Vitamin-B- und K-Komplexe, oder Säuren, die keimtötend bzw. wachstumshemmend sind. Das heißt, gute und „böse“ Bakterien bilden eine Symbiose, die für uns Pferde (und auch für euch) wichtig ist. So fungieren beispielsweise die guten als Barriere, um schädliche Mikroorganismen abzuwehren. Wenn aber die guten vernichtet werden, können sich die „bösen“ Buben hemmungslos ausbreiten.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Fell. Die meisten Pferdebesitzer schwärmen von unserem ach so schön glänzenden Fell, wenn sie uns Öl in die Krippe gießen. Wie schwierig bis unmöglich die Ölverdauung für uns ist, wisst ihr nun. Trotz allem ist unser Körper gezwungen diese unerwünschte Flüssigkeit aufzunehmen, und der Darm absorbiert notgedrungen das sogenannte Fremdfett. Für uns heißt das: raus aus dem Körper, so schnell wie möglich. Einmal über die Verdauung und wenn das nicht mehr ausreicht, müssen wir den Weg über die Haut gehen. Das Öl wird also über die Talgdrüsen der Haut ausgeschieden. Na, geht euch ein Licht auf? Das ist der Grund, warum wir glänzen wie Speckschwarten in der Sonne. Nicht, weil uns das Öl so gut bekommt, sondern weil unser Stoffwechsel total überlastet ist und wir verzweifelt versuchen, das Ganze wieder loszuwerden! Das beste während des Fellwechsels ist Fellpflege und wälzen, wälzen, wälzen...





Macht nicht nur Spaß, sondern ist auch wichtig. Links sind Poker und Lenardo in action, unten bin ich es höchstpersönlich

Ich denke, ich habe jetzt genügend Gründe genannt, dieses vermeintlich hypergesunde Öl wegzulassen. Stellt uns gutes Heu ad libitum zur Verfügung. Das habe ich ja schon erwähnt. Und wenn ihr uns wirklich etwas Gutes tun wollt, dann gebt uns ein-, zweimal pro Woche einen Esslöffel ölhaltige Samen wie Sonnenblumenkerne oder Leinsamen über den Hafer, der übrigens auch Ölsäuren enthält. Solche kleinen Mengen sind für uns gut verträglich und auch leicht verdaulich.

Und wie wäre es zusätzlich mit einer Handvoll Hagebutten täglich? Die enthalten nämlich nicht nur ungesättigte Fettsäuren, sondern auch eine ganze Menge Vitamin C. Und sie haben Haare an den Kernen, was wiederum Würmer nicht mögen. Aber das ist eine andere Geschichte.