Donnerstag, 21. Mai 2015

In unserer Futterkrippe lauert Gefahr

Heute geht es wieder einmal um mein Lieblingsthema, die Ernährung. Ihr kennt ja die zahllosen Futtermittel, mit denen die Pferdebedarfs-Industrie jedes Jahr Millionen verdient. Müsli mit Kräuter und ohne, mit Bananenschnipseln oder Rote Bete-Geschmack, mit Hafer oder ohne, für kauträge Senioren und wachsende Fohlen, für schlanke Traber und ewig hungrige Ponies, für Kollegen, die viel, wenig oder gar nicht arbeiten, für Fußkranke und Darmgestörte.

Ganz ehrlich, nicht nur den Zweibeinern schwirrt da der Kopf. Und wir können nur sagen: Halt, Stopp! Alles auf Null und mal kurz nachgedacht. Es wäre wirklich nicht das Schlechteste, wenn sich der Mensch wieder einmal in Erinnerung ruft, dass wir äußerst genügsame Wesen sind. Wenn für irgendjemanden der Satz gilt „Weniger ist mehr“ - dann für uns. Heu (ad libitum), Kräuter, Stroh, ein Salzleckstein und bei Bedarf (aber wirklich nur dann!) Hafer als Kraftfutter, dazu naturbelassene Vitamine und Mineralien. Und das alles von bester Qualität. Alles andere ist überflüssig.

Dennoch werden wir tagein tagaus mit Müslis gefüttert, die mit chemischen Zusätzen angereichert wurden. Uns macht das zu Dauer-Patienten beim Tierarzt. Denn die Beimischung mit synthetischen Vitaminen und Mineralstoffen gehört wohl zu den größten Fehlentwicklungen in der Pferdefütterung, die bei uns die nachhaltigsten Schäden hinterlassen. All die künstlichen Substanzen wirken sich sehr negativ auf unsere Gesundheit aus. Das gilt auch für die so gerne zugesetzte Melasse, die keinerlei Nährwert hat, sondern appetitanregend wirken soll und doch nur dazu führt, dass unsere Darmflora gravierend gestört wird, wegen des hohen Zuckergehaltes und der schädlichen Keime. Aufgrund der schnellen Verderblichkeit der Melasse werden zur Konservierung unter anderem Zitronen- und Propionsäure zugesetzt. Also noch mehr künstliche Stoffe. Folgeerkrankungen sind programmiert. Aber die Auswirkungen sind nicht immer sofort erkennbar. Und wenn Probleme auftreten, werden sie nur selten mit der Fütterung in Verbindung gebracht. Dann wird herumtherapiert, ohne an die eigentliche Ursache heranzukommen. Und wir werden zusehends kränker.




Sieht auf den ersten Blick ganz lecker aus, das Müsli. 
Die synthetischen Zusatzstoffe
 darin sind allerdings eine 
tickende Zeitbombe.

 

 

 

 

 Chemie verändert die Erbsubstanz


Aus der Molekular- und Zellbiologie ist schon länger bekannt, dass synthetische Zusätze die Erbsubstanz verändern und diese Veränderung logischerweise weitervererbt wird. Das gilt für Mensch und Tier gleichermaßen. Dass diese künstlich hergestellten Substanzen für den Menschen schädlich sind, ist hinlänglich bekannt. Dass auch wir sie nicht verwerten können, ist ebenfalls längst kein Geheimnis mehr. Warum also wird uns dieses Zeug immer noch gefüttert? Gut, ich weiß, damit die Futtermittelindustrie nicht in die Insolvenz getrieben wird. Das kann jedoch nicht auf unsere Kosten gehen. Da müssten die sich etwas anderes einfallen lassen. Aber das ist nun ein ganz anders Thema.

Künstlich produzierte Stoffe führen im pferdischen Organismus ein höchst gefährliches Eigenleben:

1. Der gesamte Stoffwechsel wird auf unkontrollierbare Weise manipuliert, mit negativen Auswirkungen auf das Immunsystem, das a) nicht mehr richtig reagieren und daher Krankheiten begünstigt und b) überreagiert und allergische Reaktionen auslöst. Das Wobbler-Syndrom etwa wird auf eine Wachstumsstörung der Halswirbel zurückgeführt, die durch die Verfütterung chemisch angereicherter Futtermittel entsteht. Entmineralisierung durch künstliche Minerale. Auch chronische Erkrankungen werden vermehrt in Zusammenhang mit synthetischen Futtermitteln gebracht, da unser Organismus diese Stoffe weder verwerten, noch komplett ausscheiden kann, und auf diese Weise gezwungen ist, ein regelrechtes Giftdepot anzulegen.

2. Synthetische Vitamine greifen in den Hormonstoffwechsel ein und können sowohl hormonelle, als auch eine pseudohormonelle Wirkung auslösen. Klassisches Beispiel ist das Vitamin A, als Provitamin und Vorstufe von Betacarotin bekannt. Betacarotin kann die Rosse der Stute beeinflussen. Denn das Provitamin reguliert unter anderem die Ausschüttung des Gelbkörperhormons in den Eierstöcken. Ein Mangel führt zu Zyklusstörungen, ein Überschuss zu verstärktem Auftreten der Rosse. Eine Überdosierung von Vitamin A wird zudem als Auslöser von Ekzemen diskutiert. Beim Vitamin E gibt es Hinweise, dass es die Fruchtbarkeit von Stuten beeinflusst. Ein Mangel an Vitamin E ist übrigens bei Weide- und Heufütterung ohnehin ausgeschlossen. Vitamin D wiederum bestimmt den Kalzium/Phosphorstoffwechsel. Zuviel von diesem Vitamin führt zu einer Entgleisung des Knochenstoffwechsels, zu chronischen Gefäß- und Nierenverkalkungen. Eine sehr hohe Dosierung kann sogar tödlich sein. Zumal Vitamin D überhaupt nicht substituiert werden muss, da unser Körper (wie auch beim Menschen) dieses Vitamin durch die Sonneneinstrahlung selbst bildet. Auch kennt die medizinische Literatur keinen Vitamin D-Mangel bei Pferden. Derartige Zusätze unterliegen also der freihändigen Entscheidung von Futtermittelherstellern. Denen stehen zwar Ernährungsberater zur Seite, deren Objektivität man jedoch in Zweifel ziehen darf.

3. Ähnlich sieht es bei der Mineralstoffanreicherung aus, die als wilde Mischung in Müsli und Co. auftaucht. Viele Zweibeiner legen großen Wert darauf, dass ausreichend Magnesium zugefüttert wird, um die Schreckhaftigkeit ihrer Pferde zu verringern. Da ist jedoch der Wunsch der Vater des Gedanken. Zwar benötigt das Pferd (wie der Mensch) Magnesium und reagiert bei einem Mangel mit Stressreaktionen, die der Zweibeiner fälschlicherweise als Ängstlichkeit interpretiert. Fakt ist: Magnesium ist ein wichtiges Mineral, das den Herzmuskel schützt, indem es die Aufnahme von Kalzium kontrolliert. Zu einer Unterdosierung kommt es, wenn im Kraftfutter ein Kalziumüberschuss vorhanden ist, was fast immer zutrifft. Denn über die richtige Mischung von Magnesium und Kalzium macht sich offensichtlich auch niemand Gedanken. Magnesium wird nur minimal zugesetzt. Da Kalzium aber ein Magnesiumräuber ist, holt er sich das bißchen, das vorhanden ist und löst damit einen Magnesiummangel aus. Es nützt also auch nichts, Futter mit einem höheren Magnesiumgehalt zu kaufen, solange Kalzium die Übermacht hat. Das richtige Verhältnis wäre hier 3:1 (drei Teile Magnesium, ein Teil Kalzium). Auch Spurenelemente wie Kupfer, Mangan, Eisen oder Zink werden in ihrer Aufnahme durch Kalzium behindert.

4. Ein sehr spezieller Fall liegt beim Spurenelement Selen vor. Für Mensch und Tier ist es gleichermaßen wichtig für das Immunsystem und den Abbau von Stoffwechselzwischenprodukten, die bei der Muskelarbeit entstehen. Ein Mangel an Selen führt zu ernährungsbedingter Muskeldegeneration, ein Überschuss im schlimmsten Fall zum Tod, da dieses Spurenelement sehr giftig ist. Seit einigen Jahren ist Selen allerdings richtiggehend in Mode gekommen. Ein Schelm, der dabei an Finanzzuwächse in der Futtermittelbranche denkt. Haben die ganzen Selenbeigaben im Futter uns gesünder gemacht? Im Gegenteil. Es wurden weitere Probleme produziert, die wiederum mit anderen Pülverchen und Medikamenten bekämpft werden.

Wieso merkt niemand etwas?


Merkt denn da niemand etwas? Und stellt sich keiner die Frage, wie früher unsere Brüder und Schwestern ohne Selenzufütterung überlebt haben, und dabei harte Feldarbeit leisten oder gar in den Krieg ziehen mussten? Auf die einfachste Lösung kommen die wenigsten: Dass es am Futter liegt. Denn genau das ist es, was sich über Jahrzehnte hinweg gravierend verändert hat. Weg von natürlicher Fütterung, hin zu einem chemischen Mischmasch. Im Klartext heißt das: Auch wenn ein Pferd früher einen niedrigeren Selenwert hatte, konnte das mit dem pferdegerechten Futter offenbar wieder ausgeglichen werden. Heute, wo nur einseitige Gräser, statt vielfältiger Kräuter wachsen, wo statt gutem Hafer synthetische Müsli gegeben werden, wo chemisch aufbereitete Pülverchen und Mixturen in den Futtertrögen landen, ist das Pferd nicht mehr in der Lage, einen kleinen Selenmangel zu kompensieren. Anstatt aber nun auf eine pferdegerechte Ernährung umzustellen, greift der Mensch zur Selensubstitution. Warum? Weil es der Tierarzt empfiehlt, dem es von seinem Pharmareferenten ans Herz gelegt wurde. Beide haben wenig bis kein Interesse an der Pferdefütterung (oft genug auch keine Ahnung) und sind nur an einer klingenden Kasse interessiert. Klingt schlimm? Ist es auch. Es ist hinlänglich bekannt, dass die Verflechtungen von Veterinären und der Pharmaindustrie die der Humanmedizin bei weitem übersteigen.

Und unsere Zweibeiner? Die meinen es gut und verlassen sich auf den Tierarzt. Außerdem ist es einfach. Ein Pülverchen hier, ein Pülverchen da und schon ist das Problem gelöst. Wenn es denn nur so wäre. Allein schon bei der Dosierung von Selen scheiden sich die Geister. Zwei Milligramm pro Tag sagen die Experten. Aber ab zwei Milligramm, so ist von Ernährungswissenschaftlern zu hören, werden bereits chronische Vergiftungserscheinungen bei Großpferden nachgewiesen. Da kommt man schon mal ins Grübeln. Als Mensch, und als Pferd sowieso. Und wer sich dann noch die Mühe macht, verschiedene Laborergebnisse zu vergleichen, kann ohnehin nur noch die Mähne schütteln. Als Normalwerte im Blut werden 80 bis 150 Mikrogramm Selen angegeben. Ein anderes Labor meint aber 28 bis 133 seien völlig in Ordnung, ein drittes siedelt die Normalwerte zwischen 140 und 250 an und ein viertes bei 50 bis 150. Wer mag wohl diese Werte so hübsch freihändig festgelegt haben? Was davon zu halten ist, lässt sich mit einem Wort beschreiben: Nichts! Und mit zwei Worten ist die Lösung aus dem Dilemma aufgezeigt: Pferdegerechtes Futter. Selbst pharmaunabhängige Ernährungsexperten geben zu, dass die zusätzliche Gabe von Mineralstoffen wissenschaftlich noch nicht en detail geklärt ist. Das heißt: Keiner weiß nichts, aber alle empfehlen fröhlich herum.







Kräuter sind das beste, was der Mensch uns anbieten kann. Immer wieder neue Mischungen, so wie es die Jahreszeit vorgibt.

 

 

 

 

 

 

Heu und Kräuter

 

Wie sieht pferdegerechte Ernährung also aus? Als erstes weg mit dem ganzen synthetischen Giftzeug. Gutes Heu zur freien Verfügung (in Heunetzen) Stroh zum Knabbern, Salzleckstein, ein wenig Hafer. Vitamine und Mineralien, aber bitte natürlich gebundene, in Form von Kräutern und Muschelkalk. Es ist empfehlenswert, die Kräuter jahreszeitlich abzustimmen. Im Frühjahr wachsen andere, als im Herbst. Und wenn es irgendwie möglich ist, verschafft uns die Chance, zumindest an ein paar Sträuchern zu knabbern, wenn es schon keine Kräuterwiesen mehr gibt. Wie wäre es mit ein paar Heckenrosen auf dem Paddock (oder Weide), wegen der Hagebutten. Die sind mit ihrem vielen Vitamin C hochgesund und außerdem wurmaustreibend. Auch Brombeere, Holunder, Esche, Schlehe, Weißdorn, Hasel und Vogelkirsche nehmen wir gerne zwischen die Zähne.

Ob ein Nährstoffmangel vorliegt, wird den meisten Pferdebesitzern in der Regel nicht entgehen, wenn sie auf äußere Anzeichen achten: Glänzt das Fell, ist das Auge klar und wach, gibt es Veränderungen im Temperament? Einmal im Jahr empfiehlt sich ein Blutbild, vor allem bei älteren Pferden, auch wenn die Ergebnisse (siehe Selen) mit großer Vorsicht zu genießen sind. Sollten sich wirklich Mangelerscheinungen zeigen, nicht zu künstlichen Mitteln greifen, sondern gesunde Alternativen suchen, die sich mit Kräutern meist ganz einfach finden lassen.

Und wenn wir schon mal dabei sind, nehme ich mir jetzt auch noch ein paar Obst- und Kohlsorten vor, die uns verfüttert werden und die - ich muss es gestehen - wir auch zu und zu gerne verdrücken: Bananen (wobei ich die persönlich absolut nicht mag), Karotten (hhmm, lecker), Äpfel (himmlisch), Birnen (auch nicht schlecht) und Rote Bete (sehr gerne). Bananen sind für uns allerdings gar nicht so bekömmlich, wahrscheinlich kommt daher meine intuitive Abneigung. Jedenfalls nicht mehr als eine pro Monat anbieten, da sie Kalium enthalten, was wir nicht gut verstoffwechseln können. Karotten sind wirklich schmackhaft, aber auch nicht ungefährlich, weil sie sehr nitrathaltig sind, insbesondere die beliebten Futtermöhren. Besser sind Biomöhren, da diese einen bestimmten Nitratgehalt nicht übersteigen dürfen. Davon aber auch nicht mehr als zwei Kilo pro Tag. Denn eine zu große Menge kann zu Durchfall oder Kotwasser führen. Der hohe Nitratgehalt trifft auch auf die Rote Bete zu. Davon also auch nicht mehr als zwei Kilo pro Tag. Äpfel sind echte Leckerbissen. Wir haben zwei eigene Apfelbäume auf dem Paddock und sind daher nicht auf die Spendierfreudigkeit unserer Zweibeiner angewiesen. Aber solange unsere noch nicht reif sind, bringen sie uns immer mal wieder welche mit. Äpfel übersäuern allerdings schnell den Organismus. Mehr als zwei pro Tag sind daher nicht zu empfehlen. Birnen schmecken auch prima, aber die gären im Magen nach und können Koliken verursachen. Einmal wöchentlich eine Birne muss reichen und wenn´s gar keine gibt, ist auch gut. Es ist übrigens ein Ammenmärchen, dass wir mit Obst unseren Vitamin-Bedarf im Winter decken könnten. Dazu müssten wir tonnenweise davon verzehren. Wir decken unseren Vitaminbedarf über Grünfutter, Heu und Kräuter.

Ach, eins noch zum Schluss: Karotten und Äpfel zermalmen wir mit unseren Zähnen anders als Hafer. Darum sind Zwei-Gänge-Menüs sinnvoll, um hastigem Essen und Schlundverstopfung vorzubeugen. Als ersten Gang kann man uns gerne den Hafer mit ein paar Kräutern servieren. Als zweiten Gang ein paar Karotten oder Rote Bete, und als krönenden Abschluss im dritten Gang vielleicht noch einen Apfel? Ich mein ja nur...

Bei dieser ganzen Abhandlung übers Essen habe ich jetzt einen Bärenhunger gekriegt, und muss dringend auf die Weide. Meine Freunde scharren auch schon ganz ungeduldig mit den Hufen.